Erich Mendelsohn

"Der bekannte und der unbekannte Turm"
Architekturzeichnungen

EXHIBITION Oct 31 — Nov 28, 1987

Das wichtigste noch erhaltene Gebäude des deutschen Expressionismus ist Erich Mendelsohns Einsteinturm bei Potsdam. Dieses Observatorium und astrophysikalische Institut wurde während der Jahre 1920–1921 u.a. zur Erforschung der Relativitätstheorie Albert Einsteins gebaut und 1924 in Betrieb genommen. Erich Mendelsohn, der sich bereits 1917 mit imaginären "Sternwarte-Skizzen" befasst hat und 1918 den konkreten Bauauftrag erhielt, schuf mit seinem Einsteinturm ein Gebäude, welches die moderne Bauweise mit Eisen und Stahlbeton in einer Art darstellen sollte, die bis zu
jener Zeit nicht bekannt und nicht gewagt wurde. Schon deshalb und nicht nur wegen seiner eigenwilligen plastisch-dynamischen Erscheinungsform, ging der Einsteinturm in die Architekturgeschichte als jener Bau ein, der das moderne Zeitalter im zwanzigsten Jahrhundert ankündigte. Er begründete Erich Mendelsohns Weltruhm und ist die einzige ''Gebaute Skizze'' des Expressionismus. Erich Mendelsohns Projekt der "Carmelstadt" für Haifa (Israel) stammt aus derselben Zeit und wurde nach Mendelsohns erstem Besuch in Palästina konzipiert. Diese Arbeit, die für über 60 Jahre als verschollen galt und für die Mendelsohn-Forschung im Laufe der Jahre mit vielen Fragen verbunden war, wurde erst kürzlich samt intensiver Korrespondenz wiedergefunden. Dadurch wurden die Entstehungsgeschichte sowie Schicksal der im gartenstädtischen Charakter geplanten Siedlung (Mendelsohns erste und einer seiner wenigen Auseinandersetzungen mit städteplanerischen Aufgaben) erstmals geklärt. Mittelpunkt dieser ''Carmelstadt'' ist ein Wasser- und Aussichtsturm , der mit einer Schule am Marktplatz, im Zentrum der Siedlung, gebaut werden sollte. Dieser Turm wurde von Mendelsohn als seine ''Siedlungskrone'' bezeichnet.
Anläßlich des 100. Geburtstags Erich Mendelsohns in diesem Jahre veranstaltet die Galerie eine Ausstellung, die ein frühes Gipsmodell des Einsteinturms zusammen mit dem wiedergefundenen Projekt der "Carmelstadt" und die bisher unbekannten Briefe Mendelsohns aus den Jahren 1923–24 darstellt.
PROFESSOR JULIUS POSENER Berlin, ein Freund von Erich Mendelsohn, wird am 31. Oktober um 15 Uhr in der Galerie über das Werk Erich Mendelsohns sprechen.