František Drtikol

Frau und Form

EXHIBITION Oct 27 — Nov 30, 1983

Mit dieser Ausstellung findet die erste umfassende Präsentation der Akt-Photographie des Tschechichen Künstlers Frantisek Drtikol (1883–1961) in Deutschland statt. Frantisek Drtikol studierte von 1901–1903 Photographie an der damals Jugendstil geprägten Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie in München, gründete 1910, nach mehreren Atelierbesuchen, eines der meist bekanntesten Photoateliers Prags. Neben künstlerisch inszenierten, psychologischen Portraits, Landschaften und Stilleben, setzte sich Drtikol mit der Erotik der weiblichen Form mittels dramatisch-theatralischen Posen und ebenso extremen Licht- und Formgestaltungen auseinander. Es entstand ein Nachlaß von eigenartigen Aktstudien die stark geprägt sind von dem unverkennbaren "Drtikol-Look". Seine schlanken und athletischen Modelle zeigen eine mächtige, emanzipierte Weiblichkeit deren Expressivität eng verbunden ist mit zwei- und drei dimensionalen geometrischen Bauelementen (aus der Werkstatt des National Theaters), wie auch mit einer mystifizierenden Licht- und Schattengestaltung. Körperteile erhalten durch Form und Licht eine rhythmische Dynamik, durchdrungen von stereometrischen Formen, sowie Diagonalen, Wellen, Kreisen und Bögen. Im konstruktivistischen Sinn bezeichnet der Körper Spannung, Raum und Bewegung, er selbst wird zum Bauelement. Drtikol's Aktkompositionen wurden immer abstrakter; Anfang der dreißiger Jahre neigt er mehr und mehr zur Introversion und wendet sich dem Buddhismus zu. Mit seinen lebenden Aktmodellen schaffte er nicht mehr den Ausdruck seiner künstlerischen Visionen, und so kam er auf die Idee, den lebendigen Körper mit selbstgeschnittenen Figuren zu ersetzen. Nach 1935 machte Drtikol keine Photographien mehr. Er starb 1961.