Jaromír Funke

Masterprints der 20er und 30er Jahre

EXHIBITION Feb 2 — Mar 24, 1984

Die RUDOLF KICKEN GALERIE eröffnet am Donnerstag, den 2. Februar 1984, in der Zeit von 18 - 20 Uhr eine Ausstellung "JAROMÍR FUNKE MASTERPRINTS DER 20er und 30er JAHRE" die in Zusammenhang der Ausstellung "TSCHECHISCHE FOTOGRAFIE 1918-1938" im FOLKWANG MUSEUM ESSEN (29.1.-11.3.1984) präsentiert wird.
Der 1896 in Skuteč, heute Tschechien, geborene Photograph Jaromír Funke gilt neben Josef Sudek, František Drtikol, Jaroslav Rössler, Jindřich Štyrský und Karel Teige als einer der hervorragendsten Persönlichkeiten der tschechischen Photographie. Als Autodidakt, Freund von Sudek und Mitbegründer der "Tschechischen Photographischen Gesellschaft", war Funke einer der wenigen tschechischen Photographen der sich theoretisch und praktisch mit der damaligen Avantgarde auseinandersetzte. Wie Brugière, Man Ray und Moholy-Nagy, folgte er mit Photogrammen und Lichtabstraktionen systematisch dem Geheimnis des Lichtes. Nachdem er die picturale Phase Anfang der 20er Jahre relativ schnell beendet hat, wandte er sich der Neuen Sachlichkeit und experimentellen Photographie zu. Funkes Werk lässt eigenständige konstruktivistische und neusachliche Experimente sowohl als einen individuellen Wandlungsprozeß erkennen: - "Zunächst sind die dargestellten Gegenstände und ihre Schatten immer ausgewogener, dann beginnt den Dingen gegenüber die Lichtatmosphäre eine überwiegende Rolle zu spielen, zuletzt bleibt nur das Spiel von Licht und Schatten, deren gegenständliche Quellen ausserhalb des Bildes liegen" - charakterisiert der bekannte tschechische Photohistoriker Antonin Dufek das Werk Funkes. Konstruktivistische Prinzipien wurden auch in seiner späteren Arbeit (nach 1929) innerhalb der gegenständlichen Welt angewendet - sei es bei Architektur-, Landschafts- oder Portraitaufnahmen oder sei es bei Gegenstandsdetails. Funke hat immer versucht die Grundsätze diagonaler Komposition, die Durchdringung von Licht und Schatten, die Wirkung von hell-dunkel und die Bedeutung serieller Arbeit zu erreichen.
Das Engagement für formalistische Elemente sowie Komposition und Licht wurden im Verlauf der dreissiger Jahre ausgewogener, speziell durch Betonung inhaltlicher Ausdruckskomponenten. Sozialdokumentarischen und zum Teil surrealistischen Zyklen Wie z.B. "Reflexe" (1931), "Die Zeit dauert" (1930–34) und "Ungesättigte Erde" (1940-44) erfassen seine intensiven Reaktionen auf soziale und intellektuelle Zeitprobleme, und seiner feinfühligen Bemühungen eine emotionell wirksame Photographie zu schaffen, welcher immer versucht unter die Oberfläche der Wirklichkeit zu sehen.