Exhibition Text
Der Mensch stieg ins Auto und fuhr davon. Dachte er. Doch die Autos haben uns eingeholt; sie sind schon da. Tankstellen und Signale von Haltestellen inmitten von karger, scheinbar unberührter Natur fordern und suggerieren Auto, Verkehr, Bewegung, Veränderung. Die Autos werden mitgesehen, auch wenn sie auf den Photos des in die Ferne ziehenden Straßen- Asphaltbandes oder der sonnig-verschlafenen amerikanischen Landstraße nicht abgebildet sind.
Auto - das magische Objekt, der Fetisch, der Lebenshintergrund, das Requisit. Und dann? Die Staatskarossen fahren an jubelnden Menschen vorbei, Polizisten zerren eine Frau in einen Polizeiwagen, New Yorker Feuerwehrmänner stehen stolz stramm vor ihrem ewig langen Automobil, und am Steuer einer schweren schwarzen Limousine sitzt aufmerksam und distinguiert ein Hund. Im Autokino kuschelt das Paar auf den bequemen Sitzen, über die Leinwand gleitet ein Flugzeug und am Horizont donnert die Eisenbahn vorüber. In München hat die Lindwurmstraße 1954 noch genug Platz für die langen Schatten der runden Autos und der Handkarren. Doch dann steht das Auto am Straßenrand und im amerikanischen Vorgarten im Weg herum und knäuelt sich auf altmodischen Schotterparkplätzen, auf Dächern über den Städten und in der rasenden, sich überlagernden Wahrnehmung verschiedenster Signale und Formen zu chaotischen oder auch ästhetischen Strukturen. Die Ausstellung feiert kein Firmenjubiläum, sie zeigt genau beobachtete, unendlich vielfältige Alltagsszenen und für die Werbung inszenierte Realitäten um das Auto herum.
Photographien von Harry Callahan, Elliot Erwitt, Lee Friedlander, Ralph Gibson, F.C.Gundlach, Kenneth Josehson, Peter Keetman, Adolf Lazi, Winston Link, Martin Munkacski, Nicholas Nixon, Stephen Shore, Reinhart Wolf u.a.
